Hamburgs Bewerbung für Olympia

Teure Luftnummer
oder starker Impuls für die Stadt?

Eine Bewerbung um die Olympischen Spiele betrifft uns Hamburger Bürger in erheblichem Ausmaß. Bereits für die Bewerbung wird sehr viel Geld ausgegeben, bereits jetzt finden Planungen für den Bau von Sportstätten und Infrastruktur statt.

Treiber der Bewerbung ist der Hamburger Senat, der eine rund 20-köpfige Projektgruppe damit beauftragt hat, die Bewerbungsstrategie weiterzuentwickeln, die beteiligten Akteure zu vernetzen.

Beim BSW stellen wir  uns vor einer Positionierung zu einem Thema Fragen nach den zu erwartenden Folgen und danach, wer profitiert und wer verliert. Für die Beurteilung ist eine sachliche Analyse der Ausgangslage und das Sammeln von Fakten unerlässlich. Erst auf dieser Basis kann der Prozess der Meinungsbildung stattfinden. Das ist mühsam, aber aus unserer Sicht unerlässlich, um Entscheidungen „aus dem Bauch“ zu vermeiden.

Bewerbung der Hamburg um die Olympischen und Paralympischen Spiele

Was bereits geschehen ist

  • Hamburg hatte bereits frühere Bewerbungsversuche: Bei einem Volksentscheid am 29. November 2015 sprach sich die Hamburger Bevölkerung mit 51,6 % gegen eine Bewerbung der Stadt für die Sommerspiele 2024 (oder 2028) aus
  • Jetzt unternimmt Hamburg – gemeinsam mit Schleswig‑Holstein – einen neuen Anlauf: Am 31. Mai 2025 wurden die Bewerbungsunterlagen beim Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) eingereicht.
  • Das Konzept sieht vor, dass rund 87 % der Wettkampfstätten bereits bestehend, temporär nutzbar oder ohnehin geplant sind – also nur ein kleiner Anteil neu gebaut werden müsste
  • Hamburgs Ansatz nennt sich „Festivalerlebnis der kurzen Wege“. Es betont Erreichbarkeit, Integration in die Stadtstruktur und Nachhaltigkeit
  • Auch die Beteiligung der Bevölkerung ist eingeplant: Ein Bürgerentscheid in Hamburg ist vorgesehen für den 31. Mai 2026.

Was als Nächstes folgt

  • Im weiteren Verlauf wird der DOSB die eingereichten Konzepte der verschiedenen deutschen Bewerber (Hamburg/Schleswig-Holstein, …) auf ihre Mindestanforderungen prüfen.
  • Der Bürgerentscheid in Hamburg (siehe oben) soll darüber entscheiden, ob die Stadtgesellschaft hinter der Bewerbung steht. Erst wenn hier Rückhalt vorhanden ist, kann die Bewerbung national weiter vorangetrieben werden
  • Danach wird der DOSB – voraussichtlich im Herbst 2026 – entscheiden, welche Stadt oder Region Deutschland offiziell ins Rennen um eine Austragung einreicht (für die Jahre 2036, 2040 oder 2044)
  • Parallel muss Hamburg – wie alle Bewerber – die Detailplanung, Finanzierung, Infrastruktur- und Verkehrsplanung sowie Nachhaltigkeitskonzepte weiterentwickeln und transparenter machen (z. B. Wohnraum-Konzept, Nachnutzung der Anlagen).

Zielsetzung

  • Das übergeordnete Ziel von Hamburgs Bewerbung ist, die Spiele in einer Metropole mit „kurzen Wegen“ auszurichten: Stadtzentren, vorhandene Infrastruktur, Integration in das städtische Umfeld statt großer Neubauten außerhalb
  • Zudem geht es um Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung: Die Spiele sollen positive Impulse bringen – z. B. für Wohnraumentwicklung, Sport- und Bewegungsförderung, städtische Erneuerung und internationale Sichtbarkeit
  • Auch politisch/gesellschaftlich zielt die Bewerbung darauf ab, Zustimmung der Bevölkerung zu erreichen – nicht nur durch sportliche Großveranstaltung, sondern durch Einbindung, Transparenz und Mitbestimmung.

Zeitrahmen

  • Bewerbung für: Olympische Sommerspiele 2036 / 2040 / 2044
  • Konzept „HAMBURG+“ eingereicht: 31. Mai 2025
  • Geplanter Bürgerentscheid: Mai 2026
  • Mögliche IOC-Vergabe: frühestens ab 2030

Kosten & Finanzierung

  • Bewerbungskosten bis zum Volksentscheid:
    ca. 8,8 Mio. € (2025–2026)
  • Finanzierung: Stadt Hamburg + Unterstützung des Bundes (bis zu 6,95 Mio. € für deutsche Gesamtbewerbung)
  • Bewerbungskosten bei positivem Entscheid bis zur IOC Entscheidung 2030:
    25 - 35 Millionen
  • Gesamtkosten (Grundlage Bewerbung 2024):
    ca. 11,2 Mrd. € (davon 7,4 Mrd. € öffentliche Mittel)

Investitionen & Bauprojekte

Während der Bewerbungsphase:

  • Planung, Konzeptentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit
  • Keine großen Bauprojekte – nur Vorbereitung

Bei Zuschlag (2040er Spiele):

  • Neues Leichtathletikstadion (ca. 60.000 Plätze) im Volkspark
  • Olympisches Dorf im Bereich der Science City Bahrenfeld
  • Nutzung von ~87 % bestehender oder temporärer Anlagen
  • Infrastruktur- und Mobilitätsprojekte (ÖPNV, Verkehr, Nachhaltigkeit)

Trägerschaft & Finanzierungssystem

  • Träger: Stadt Hamburg, unterstützt vom Bund und DOSB
  • IOC-Erlöse, Sponsoring und Ticketverkauf sollen Mitfinanzierung sichern
  • Öffentliche Finanzierung primär durch Stadt und Bund

Pro

Welche Argumente sprechen für Olympische Spiele in Hamburg? Die stärksten Argumente für eine Bewerbung.

Stadtentwicklung
Infrastruktur wie U-Bahnen, Arenen, Quartiere wird modernisiert

Nachhaltigkeit
Kompakte Spiele mit kurzen Wegen und temporären Bauten

Wirtschaftsimpuls
Tourismus, Bauwirtschaft, Gastronomie und Handel profitieren

Bürgerbeteiligung
Volksentscheid 2026, mehr Transparenz als früher

Sportförderung
Mehr Aufmerksamkeit und Geld für Sportvereine, Nachwuchs und Breitensport

Internationale Sichtbarkeit
Imagegewinn für Hamburg und Deutschland

Inklusive Konzepte
Athleten wohnen bei Gastfamilien, Active City-Programme für Bürger

Wirtschaftliche Nachnutzung
Neue Arena, Science City, Sportstätten mit dauerhaftem Nutzen

Kontra

Welche negativen Folgen könnten Olympische Spiele für die Hamburger haben? Die wichtigsten Gegenargumente.

Kostenexplosion
Milliarden für Bau, Sicherheit, Organisation – Risiko der Haushaltsbelastung

Greenwashing
Versprochene Nachhaltigkeit oft nicht realistisch umsetzbar

Verdrängung
Gentrifizierung, steigende Mieten, soziale Ungleichheit

Akzeptanzproblem
Bereits 2015 gescheitert, Skepsis in Teilen der Bevölkerung bleibt

Kurzfristiger Effekt
Olympia dauert nur wenige Wochen – Nutzen ist oft nicht langfristig

Abhängigkeit vom IOC
Stadt muss sich Regeln und Interessen des IOC unterordnen

Sicherheitsrisiken
Großeinsatz von Polizei, Überwachung, Einschränkungen im öffentlichen Raum

Klimabelastung
Internationale Reisen, Bauprojekte verursachen hohe Emissionen